Olegeno weiterhin im Einsatz für die lokale Energiewende

Oldenburg hätte an diesem Montag Geschichte schreiben können: Die erste bundesdeutsche Großstadt mit einem Energienetz in Bürgerhand, bei dem die Bürgerinnen und Bürger demokratisch und transparent über die Verwendung der Gewinne entscheiden.

Mit dem heutigen Ratsbeschluss zugunsten der EWE Netz GmbH wurde „eine Riesenchance vertan“, bedauert Nils Grabbe, Vorstand von Olegeno Oldenburger Energie-Genossenschaft eG, der sich sicher ist, dass „Olegeno im Gesamtpaket für die nächsten 20 Jahre das weitaus attraktivere Angebot für die Stadt und die Bürger abgegeben“ habe.
Ähnlich sieht es der Olegeno-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Niko Paech: „Es ist bedauerlich, dass die Stadt wenig politischen Willen und Mut gezeigt hat, um sich auf diese große Chance für Oldenburg einzulassen.“ Der Verlauf des Verfahrens habe gezeigt, dass bei vielen Politikern - mit wenigen Ausnahmen - keine Bereitschaft bestehe, sich mit den Vorteilen eines genossenschaftlichen Netzbetriebs auseinanderzusetzen. Auch sei eine Chance vertan worden, das Verhältnis zur EWE nach den vielen öffentlich bekannt gewordenen Skandalen grundlegend zu überdenken. Zu kritisieren sei zudem die mangelnde Transparenz des Verfahrens. Den Bürgern werde schlicht vorenthalten, wie der Gutachter zu seiner Bewertung gelangt sei. Paech kann dem Konzessionsverfahren allerdings auch etwas Positives abgewinnen: Wurden neue Konzessionsverträge in früheren Zeiten „mehr oder weniger durchgewunken“, musste sich die EWE diesmal „einem ernstzunehmenden Wettbewerb“ stellen. Bis zum Ende durchgehalten zu haben und dabei „nach Bewertungspunkten mit der EWE in zentralen Bereichen auf Augenhöhe zu stehen“, sei für eine junge Energie-Genossenschaft „eine enorme Leistung“ gewesen. Dank Olegeno musste sich der Altkonzessionär diesmal besonders strecken. „Wir hoffen sehr, dass diese Tatsache Vorteile für die Menschen in Oldenburg mit sich bringen wird, die dann hoffentlich auch Ausdruck im neuen Konzessionsvertrag finden“, so Paech.

Bemühungen um eine kartellrechtliche Rüge werden von Seiten der Olegeno nicht weiterverfolgt. Auch wenn man mit der Entscheidung und Teilen des Verfahrens, das Newcomer wie die Olegeno bereits per Gesetz benachteilige, hadere, wolle man nach diesem langen Verfahren weder der Stadt Oldenburg noch dem neuen und alten Konzessionär EWE Steine in den Weg legen. „Trotzdem hätten wir das Netz finanzieren können, wenn wir den Zuschlag bekommen hätten“, stellt Grabbe klar und verweist dabei auf Investitionszusagen von drei namhaften Unternehmen und die Konzepte der Olegeno zu finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für Oldenburger Bürgerinnen und Bürger. Für diese Einschätzung bekommmt Grabbe Rückendeckung aus dem Südschwarzwald. Das Konzept der Olegeno sei „stimmig“ und daher stelle auch eine Finanzierung des Netzes „kein Problem“ dar, erklärte Dr. Michael Sladek, Gründer des bekannten Ökostromanbieters Elektrizitätswerke Schönau (EWS), zugleich einer der potentiellen Investoren, schon vor Monaten.

„Dennoch gratulieren wir unserem Mitbewerber zur neuen Konzession und würden uns freuen, wenn es nicht beim ‚business as usual‘ bliebe“, sagt Olegeno-Vorstand Dr. Kay Holzkamp. „Kopieren ist in diesem Fall nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Wir würden uns freuen, wenn die EWE unser Konzept oder wenigstens Teile davon umsetzen würde“, so Holzkamp mit Hinweis auf den Leitgedanken der Olegeno, nach dem Gewinne aus dem Netzbetrieb künftig innerhalb der Stadtgrenzen in die lokale Energiewende investiert werden sollen. Wenn die EWE bereit sein sollte, „vor Ort neue Wege zu beschreiten“, kann sie mit der Olegeno mit ihren über 300 Mitgliedern auf einen „engagierten Partner“ bauen. Ausdrücklich biete man allen Akteuren in Oldenburg, die sich für eine lokale Energiewende in Bürgerhand einsetzen möchten, Kooperationen an.

Da die Energiewende in Oldenburg immer noch am Anfang steht, braucht sie weiterhin starke Player. Mit Dr. Christian Lautermann, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Unternehmensführung und betriebliche Umweltpolitik und Vorstandsmitglied des Oldenburg Center for Sustainability Economics and Management (CENTOS) an der Universität Oldenburg, konnte kürzlich der Olegeno-Vorstand erfolgreich erweitert werden. Mit „großer Sympathie für die bisherigen Ziele und Ideale von Olegeno als ehrgeizigem Akteur der Bürgerenergiewende“ möchte Lautermann seine Fähigkeiten einbringen und dabei die Entwicklung neuer Geschäftsfelder vorantreiben. Unter anderem strebe er eine „intensive Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt EnGeno (www.engeno.net) und den Austausch mit anderen Energiegenossenschaften“ an. Dabei biete es sich beispielsweise an, „aktuelle Forschungsergebnisse und gute Praktiken bei Energiegenossenschaften andernorts als Anregungen für die hiesige Arbeit einzubringen“.

„Schon jetzt freue ich mich auf die Herausforderung, mit vielen Olegeno-Aktiven aus Vorstand, Aufsichtsrat und neuen Arbeitsgruppen im Laufe des Jahres 2014 ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell für die Olegeno aufzubauen und damit die Bürgerenergiewende in Oldenburg voranzubringen“, so Lautermann.
Die neuen konkreten Tätigkeitsfelder der Olegeno werden in den kommenden Wochen erarbeitet und der Generalversammlung, dem höchsten Entscheidungsgremium der Genossenschaft, vorgeschlagen.

 

PDF
Download: Pressemitteilung vom 03.02.2014 (PDF, 51,6 KB)

 


Dr. Christian Lautermann
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