„Die Zeit in Oldenburg ist reif für neue Strukturen in der Energiebranche“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Oldenburger Energie-Genossenschaft eG i.G., apl. Prof. Dr. Niko Paech, vor mehr als 160 Gästen im Veranstaltungssaal im Kulturzentrum PFL. Paech betonte, dass Rat und Verwaltung der Stadt zum ersten Mal die Möglichkeit haben, selber zu entscheiden, wem sie die Konzession für das Strom- und Gasnetz übertragen wollen, „und welche Vergabekriterien der zukünftige Konzessionär neben der Versorgungssicherheit erfüllen soll“. Schließlich würden, erhielte die neue Genossenschaft den Zuschlag, Überschüsse aus dem Netzbetrieb in die Energiewende vor Ort investiert werden und nicht in intransparente Projekte im Ausland, ergänzte Paech.
Die Oldenburger Energie-Genossenschaft hat sich am vergangenen Freitagabend unter dem Titel „Mit Genossenschaften die Energiewende beschleunigen“ im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie hatte sich im Herbst 2011 neben dem momentanen Netzbetreiber, der EWE Netz GmbH, und der Oldenburger Energie AG um die Konzessionsnachfolge und den Betrieb der städtischen Strom- und Gasnetze beworben.
Jan Saffe von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), Deutschlands Vorzeigeunternehmen der Energiewende, war beeindruckt von dem großen Interesse der Oldenburger an diesem Thema: „Sie sind bereits jetzt zu Beginn einer für diese Stadt sehr wichtigen Entwicklung in Sachen Energie so emotional und wissend dabei, dass sich Ihnen immer mehr Menschen anschließen werden und eine Bewegung entstehen wird, die zu einer Energiewende führen wird.“
Um in das nicht leicht verdauliche Thema einzuführen, wurden vom Podium Begriffe wie Konzessionsvertrag, diskriminierungsfreies Verfahren, Netz versus Handel und „enkeltaugliche Energieversorgung“ erläutert. Anschließend wurden die Vorteile der Rechtsform der Genossenschaft vorgestellt. Für das Mitglied des Aufsichtsrates Prof. Dr.-Ing. Jan Middelberg, gibt es keine demokratischere Form: „Ob Sie einen Anteil an der Genossenschaft zeichnen oder 100.000 Anteile, Sie haben eine Stimme und nehmen Einfluss darauf, wie zum Beispiel Überschüsse verwendet werden sollen. Das ist bei einer Aktiengesellschaft gar nicht gewollt.“ Middelberg lud dazu ein, Mitglied der neuen Genossenschaft zu werden, denn nur meckern sei zu wenig. Als Mitglied habe jeder die Möglichkeit, die Energiewende in Oldenburg mitzugestalten. Die Bedeutung von Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und dem Ausbau der erneuerbaren Energien in Oldenburg wurde hervorgehoben.
Im letzten Teil des Abends war das Publikum eingeladen, Fragen zu stellen und machte von dieser Einladung regen Gebrauch. Besonders der Preis der Netze und dessen Finanzierung trieb die Interessierten um. Dazu wurden angesichts der frühen Phase des Verfahrens erste vorsichtige Einschätzungen gegeben. „Die hohen Zahlen schrecken uns nicht, da es sich um ein sehr planbares und renditesicheres Geschäft handelt,“ führte Vorstand Meendert Buurman aus.
Viele Interessierte aus dem Oldenburger Umland wollten wissen, inwiefern sie an dieser Entwicklung teilhaben können. „Bei uns ist viel Feuer auf der Landfläche“, war eine prägende Aussage zu diesem Themenkomplex. „Alle sind herzlich eingeladen, bei uns und der Energiewende mitzumachen“, sagte das Mitglied des Aufsichtsrates Dr. Ulrich Schachtschneider. Engagierte private Personen, kritische Umweltverbände und innovative Unternehmen prägen diese Stadt schließlich. „Es kann möglich sein, was ein paar wenige Stromrebellen im Schwarzwald vor 25 Jahren geschafft haben, hier in Oldenburg gemeinsam zu wiederholen“, forderte Schachtschneider unter lang anhaltendem Applaus des Publikums alle dazu auf, an diesem gesellschaftlichen Prozess mitzuwirken. Mehr Informationen unter www.olegeno.de